Diesen Beitrag schreibe ich, weil mich ein mutiger Leser gefragt hat: Was macht man, wenn man ein Versager ist, im Leben eigentlich nichts richtig auf die Reihe bekommen und sich immer mehr mit Glück als Können durchlaviert hat? Also los.
Ich bin ein Versager.
Das habe ich schon manchmal gedacht in meinem bunten Berufs- und Unternehmerleben. Und immer wieder höre ich das bei anderen Menschen, die irgendein Ziel nicht erreicht haben. Oder denen die Welt gerade nicht so begegnet, wie sie sich das gewünscht – oder schlimmer noch – erwartet oder gehofft haben.
Ich kenne zwei Menschen, die sich derzeit für große Versager halten. Der eine ist Vorstand eines Unternehmens, der andere sein Hauptinvestor. Das Unternehmen hat derzeit Probleme mit der Qualität, und auch finanziell. Viele Menschen haben Fehler gemacht, weil einiges ausprobiert wurde, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen.
Vorstand und Investor denken heute, sie hätten versagt. Aber die Ursache der Probleme liegt viel weiter zurück. Ungünstige Verträge aus der Vergangenheit und eine schlechte Führung über zehn Jahre hinweg haben dafür gesorgt, dass die Firma nur sehr wenig Selbstbewusstsein hat. Sind Vorstand und Investor nach zwei Jahren in der Verantwortung nun also Versager, weil die Auswirkung der zuvor gemachten Fehlern erst jetzt sichtbar werden?
Und was ist mit dem selbständigen Unternehmer, der vor Jahren nicht den Mut hatte, bestimmte Investitionen zu tätigen oder tiefgreifende Veränderungen vorzunehmen, weil sie ihm zu riskant waren? Wenn er jetzt Gefangener eines Geschäftsmodells ist, das nicht mehr so richtig funktioniert. Ist er dann ein Versager?
Also was ist das eigentlich, ein Versager?
Ist das jemand, der die Leistung verweigert hat? Oder einer, der es nicht drauf hat? Einer, der es nicht im vorgegebenen Zeitfenster hinbekommt? Einer, der die Zukunft als unsichere Komponente nicht aus seinen Zielen herausfiltern konnte?
Ein Versager ist wohl ein Mensch, der im eigenen Urteil oder im Urteil anderer jemand ist, der es nicht drauf hat. In vielen Fällen denken die anderen Menschen das natürlich gar nicht, aber der vermeintliche Versager bildet es sich ein. Er kommt zu dem Schluss: „Ich bin ein Versager, weil andere es hinbekommen und ich nicht.“ Weil es aussieht, als wäre es ein Kinderspiel. Und wenn er ein paar mal gescheitert ist, glaubt er überhaupt nicht mehr daran, Ziele noch erreichen zu können. Dann gibt es nur noch ein Urteil: „Ich bin es. Ich bin ein Versager.“
Wenn wir diesen Gedanken denken und anfangen zu glauben, dann wird es wirklich gefährlich. Noch schlimmer wird es, wenn wir überzeugt sind, dass uns andere Menschen für einen Versager halten – und diesen Gedanken an uns heranlassen. Dafür sorgt ja auch gerne mal unsere heutige Kultur in Deutschland. Denn scheitert ein Unternehmer, dann wird er gebrandmarkt und alle um ihn herum haben es besser gewusst.
„Versager. Versager.“ – wenn Dich diese Gedankenschleife fest im Griff hat, wenn es wirklich Deine tiefste Überzeugung ist, dass Du ein Versager oder eine Versagerin bist, dann versuche mal etwas Neues. Bau Dir ein eigenes Mantra, eine Art Rosenkranzgebet, das Du wiederholst. Jeden Morgen, jeden Mittag, jeden Abend. Sowas wirkt manchmal schon Wunder. Wirklich! Deshalb wird es in Religionen auch schon seit Jahrtausenden praktiziert. Dein Mantra könnte zum Beispiel sein:
„Ich bin einzigartig. Ich bin großartig. Die Welt braucht mich so, wie ich bin.“
Los. Unternimm etwas!
Die Welt, die Gesellschaft, die Menschen: Sie brauchen Dich doch mit Deinem ganzen Potential – nicht zurückhaltend, nicht in der Komfortzone, nicht mit dem kleinmachenden Urteil, dass Du ein Versager bist. Gerne ist dieses Urteil ja auch eine Entschuldigung dafür, erst gar nichts unternehmen zu müssen. Oder?
Erfolgreiche Unternehmer haben meistens Freude am Erschaffen. Sie tragen etwas bei. Und hey, Unternehmertum heißt nicht, eine riesige Company gründen zu müssen oder Millionen von Start-up-Investitionen einzusammeln. Nein. Unternehmer sind doch all diejenigen, die wirklich etwas unternehmen.
Unternehmen bedeutet für mich: Der Welt etwas geben und etwas beizutragen, was über das Zahlen seiner Steuern hinausgeht. Ich kenne Unternehmer und Unternehmerinnen, die eigentlich brave Angestellte sind. In ihrer Freizeit aber unterstützen sie so viele Projekte – sei es durch ihr soziales Engagament, Kunst oder als Sporttrainer.
Unternehmer zu sein, ist aus meiner Sicht eine Haltung, die man lernen kann. Hat man sich diese erst einmal angeeignet, dann geht es auch weiter im Leben. Manchmal übrigens auch mit einem eigenen Unternehmen.
Ein eigenes Unternehmen? Viel Geld braucht man dafür nicht zwingend. Man braucht einen klaren Verstand, eine Idee und Mut. Auch den Mut, zu scheitern. Wenn man sich natürlich sein ganzes Leben nur so mit Glück durchlaviert hat, dann ist die Angst vorm Scheitern oft größer als der Mut, etwas zu unternehmen.
Aus der Haltung heraus, wirklich etwas beizutragen, fällt Unternehmertum sehr viel leichter. Es ist ein liebevoller Gedanke des Gebens anstatt einer des Nehmens. Ich halte das für den schönsten Weg zum Erfolg. Denn er ist erfüllend. Ich kenne einige solcher Unternehmer und schätze mich glücklich, dass manche meine Klienten sind. Henry Ford hat einmal sinngemäß gesagt:
„Es haben viel mehr Menschen aufgegeben als gescheitert sind.“
Einer meiner Mentoren ergänzte: „Und noch viel mehr haben es gar nicht erst versucht.“
Ich selbst? Ich lerne.
In meiner Arbeit bin ich viel mit Unternehmern und tollen Anführern zusammen . Ich nehme wichtig, was ich bin und tue. Weil ich erkannt habe, dass die Welt braucht, was ich zu geben habe. Wenn meine Kunden und Klienten über sich hinaus wachsen, ihre Blüte aufmachen und ihr Potential abrufen, dann bin ich fasziniert, verzaubert und beglückt. Dann staune ich jedes Mal aufs Neue.
Mein Beitrag ist genauso wichtig wie Deiner. Damit meine ich auch Dich, lieber Leser, der mich dazu inspiriert hat, diesen Text zu schreiben. Wenn Du annimmst, was Du zu geben hast und etwas unternimmst, dann wirst Du Deine Welt verzaubern. Und sei Dir sicher: alle Unternehmer, Top-Manager und Heilige sind Versager. Denn sie sind Menschen. Niemandem kann alles gelingen. Denjenigen, denen viel gelingt, ist vielleicht auch schon sehr viel daneben gegangen. Sie haben gelernt.
Natürlich war mir das alles nicht immer klar. Die Verantwortung und die Konsequenzen, die ich bei meiner Arbeit trage, habe auch ich lange abgelehnt und mich in einer „Komfortzone“ versteckt. Ich brauchte etwas Druck aus meinem Leben und Ermutigung durch einen meiner Coaches. Und dann habe ich nochmal etwas Neues unternommen.
Jetzt lerne ich jeden Tag dazu. Dafür brauche ich den Austausch und den Dialog mit anderen Menschen, die etwas unternehmen. Das macht mich mutiger, freudvoller und positiver, selbst etwas auf die Reihe zu bekommen.